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Unternehmensinsolvenzen in Europa, Jahr 2018/19
Leichter Anstieg der Insolvenzen in Westeuropa - Osteuropa uneinheitlich – Rückgänge in den USA
In Westeuropa (EU-15-Länder plus Norwegen und Schweiz) ist die Zahl der Unternehmensinsolvenzen 2018 leicht gestiegen. Insgesamt waren hier 165.213 Unternehmensinsolvenzen zu verzeichnen. Das waren 0,3 Prozent mehr Fälle als im Jahr 2017 (164.798) und der erste Anstieg seit 2013. In Mittel- und Osteuropa hat sich die Zahl der Unternehmensinsolvenzen dagegen weiter verringert – um 6,6 Prozent auf 46.698 Fälle nahmen die Insolvenzen ab.
Insgesamt waren die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in Europa im Jahr 2018 nicht mehr so günstig. Die Konjunktur hatte sich im Jahresverlauf 2018 merklich abgeschwächt. Auch die weiter bestehenden Unsicherheiten im Zusammenhang mit dem Brexit dürften die Wirtschaftslage beeinträchtigt haben. Die Insolvenzzahlen in Westeuropa ließ aber vor allem der Zuwachs in Skandinavien ansteigen.
Skandinavien treibt die Insolvenzzahlen
In sieben der 17 betrachteten Länder Westeuropas war ein Anstieg bei den Unternehmensinsolvenzen zu beobachten. Einen deutlichen prozentualen Anstieg verzeichneten dabei Luxemburg (plus 27,8 Prozent), gefolgt von Finnland (plus 17,3 Prozent), Schweden (plus 13,2 Prozent), Dänemark (plus 12,1 Prozent) und Norwegen (plus 9,9 Prozent). Mehr Insolvenzen als im Vorjahr wurden auch in der Schweiz sowie in Großbritannien registriert.
Einen deutlichen Rückgang der Insolvenzzahlen gab es in Griechenland (minus 31,7 Prozent) sowie in Irland (minus 12,2 Prozent) und in Portugal (minus 6,3 Prozent). Auch in den Niederlanden (minus 4,4 Prozent), in Deutschland (minus 3,6 Prozent), in Spanien (minus 3,1 Prozent) und in Italien (minus 2,9 Prozent) beruhigte sich das Insolvenzgeschehen weiter. Geringe Rückgänge verzeichneten Österreich und Frankreich.
Osteuropa uneinheitlich – Rückgänge in den USA
In Osteuropa verzeichneten Bulgarien, Lettland, Mazedonien, Polen, Slowenien und die Ukraine gegen den Trend einen Anstieg der Insolvenzzahlen. Spürbar zurückgegangen sind die Insolvenzzahlen hingegen in Tschechien, in der Slowakei sowie in Kroatien, in Litauen und in Estland. In der Türkei verringerte sich die Zahl der Unternehmensinsolvenzen auf 13.593 Fälle (minus 7,5 Prozent). Viele insolvente Unternehmen stammen hier aus dem Handel.
In den Vereinigten Staaten (USA) haben sich die Insolvenzzahlen im Jahr 2018 leicht verringert. Es wurden 37.822 Firmeninsolvenzen registriert. Das ist ein Minus von 0,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Mehr Insolvenzen im Handel
Wieder leicht gestiegen sind die Insolvenzzahlen im westeuropäischen Baugewerbe (plus 1,0 Prozent), vor allem aber im Handel (plus 4,2 Prozent). Noch im Vorjahr gab es in beiden Sektoren Rückgänge. Weniger Insolvenzen waren im Verarbeitenden Gewerbe (minus 1,8 Prozent) und im Dienstleistungssektor (minus 2,6 Prozent) zu verzeichnen. Etwa ein Drittel aller Firmeninsolvenzen in Westeuropa (32,1 Prozent) entfiel 2018 auf den Handel (inkl. Gastgewerbe). Dieser Anteil hat sich gegenüber dem Vorjahr (30,9 Prozent) deutlich erhöht.
In Osteuropa war der Handel für den überwiegenden Teil der Insolvenzfälle verantwortlich (Anteil 2018: 38,4 Prozent). Gegenüber dem Vorjahr hat sich der Anteil dieses Sektors aber verringert. Gegen den Trend gab es mehr Insolvenzen dagegen im Dienstleistungsgewerbe Osteuropas (2018: 30,0 Prozent; 2017: 25,8 Prozent).
Höhere Gewinne und Eigenkapitalquoten
Die Gewinne der westeuropäischen Unternehmen sind zuletzt weiter gestiegen. 2017 wies gut jedes sechste Unternehmen (16,9 Prozent; Vorjahr: 16,2 Prozent) eine Gewinnmarge (EBIT) von mehr als 25 Prozent auf – noch 22,2 Prozent der Unternehmen erwirtschafteten Verluste. Dieser Anteil ist somit weiter gesunken (Vorjahr: 22,9 Prozent). Zum Vergleich: 2012 hatten noch fast 28 Prozent aller Unternehmen einen negativen operativen Gewinn erzielt. Überdurchschnittlich oft haben Unternehmen aus dem Handel und Gastgewerbe zuletzt Verluste erwirtschaftet.
Weiter erholt haben sich die Eigenkapitalquoten in Westeuropa. 44,7 Prozent der Unternehmen wiesen 2017 eine hohe Eigenkapitalquote von mehr als 50 Prozent auf (Vorjahr: 43,7 Prozent). Um fast fünf Prozentpunkte erhöhte sich dieser Anteil seit 2012 (40,1 Prozent). Eine sehr niedrige Eigenkapitalquote von unter 10 Prozent war bei knapp jedem vierten Unternehmen zu konstatieren (22,8 Prozent; Vorjahr: 23,5 Prozent). Am höchsten von allen Wirtschaftsbereichen ist der Anteil der eigenkapitalschwachen Unternehmen weiterhin im Handel.
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Neuss, 07. Mai 2019
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Mag. Gerhard M. Weinhofer
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