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Unternehmen unter Kostendruck
Aktuell ist wieder viel von steigenden Preisen in Europa die Rede. Dabei wendet man sich in erster Linie den Verbrauchern zu, werden doch die Lebenshaltung teurer und die Ersparnisse aufgezehrt. Tatsächlich stehen aber auch die Unternehmen unter Druck. Auch sie leiden unter gestiegenen Preisen für Rohstoffe, Energie und Löhne. Hallt die Krise wie ein Echo mit Lieferengpässen und Teuerungen nach?
Energie, Rohstoffe und andere …
Das Institut der deutschen Wirtschaft in Köln (IW) hat 2.000 Unternehmen bef ragt und feststellen können, dass die Schwierigkeiten bei den Zulieferern, die hohen Energiekosten und schließlich teurere Rohstoffe für deutliche Belastungen sorgen. 80 Prozent der Betriebe erwarten mittelstark bis stark erhöhte Kosten aufgrund der steigenden Rohstoffpreise, die im Zusammenhang mit einer Verknappung bei den Vorleistungen zu sehen sind. Immerhin 70 Prozent der Befragten führen ebenfalls mittel bis stark steigende Energiekosten ins Feld. Diese gesamte Entwicklung hat Auswirkungen auf das Geschehen bei den Verbrauchern: Rund die Hälfte der Unternehmen gibt an, die höheren Einkaufspreise weitergegeben zu haben. Der Effekt hat sich in den Verbraucherpreisen niedergeschlagen. Aktuell ist von einer Inflationsrate von 3 Prozent die Rede, prognostisch spricht man bereits von 5 Prozent.
Preise erreichen Verbraucher
Die Preisentwicklung ist im industriellen Bereich und im Bausektor deutlicher zu spüren als im Dienstleistungsbereich. Dabei hielten der Bau und das Verarbeitende Gewerbe noch die Hoffnung, dass die Preistreiber durch die knappen Rohstoffe und Halbwaren mittelfristig in ihrer Wirkung nachlassen. Die beiden stark betroffenen Wirtschaftszweige fürchten aber auch, dass die Effekte durch die höheren Energiekosten mittelfristig sogar zunehmen werden. Anzumerken ist, dass die höheren Energiepreise im ersten Halbjahr 2021 auch starken Einfluss auf den Verbraucherpreisanstieg in Deutschland hatten. Während im ersten Quartal dieser Effekt noch relativ gering war, waren es im zweiten Quartal bereits 0,75 Prozentpunkte der Inflationsrate von 2,25 Prozent, die von den steigenden Energiepreisen verursacht wurden.
Es sind die gestiegenen Preise für Rohöl, aber auch die Steuern, die im Zeichen der Energiewende den Verbrauch teurer gemacht haben und für die Unternehmen zum Kostentreiber wurden. Diese Energiekosten machen insgesamt ein Drittel der Preissteigerungen aus. Hinzu kommen die vielberufenen Lieferengpässe, die etwa in der Autoindustrie zum Stillstand der Bänder geführt haben. Bekannt ist der Mangel an Halbleitern, ohne die kein Auto mehr fährt. Hinzu kommen aber auch die Teuerungen bei den Rohstoffen für die Industrie und bei den Transportgebühren.
Das IW nennt ein Beispiel für die Entwicklung bei den Transportgebühren: Im April 2021 kostete der Umschlag eines Seecontainers auf einer Standardroute 3.000 Euro, Anfang 2020 waren es noch 500 Euro. Anzumerken ist in diesem Zusammenhang allerdings, dass bereits früher Preise von 4.000 Euro möglich waren.
Holz, Öl und Halbleiter
In einer prekären Situation befindet sich der Bau. Er leidet unter den deutlich gestiegenen Importpreisen für verarbeitetes Holz. Die Teuerung beläuft sich auf über 25 Prozent. Dabei haben nicht nur die Pandemie, sondern auch Waldbrände in Kalifornien oder die gestiegene Nachfrage nach deutschem Holz aus China ihr Teil beigetragen. Gleichzeitig hat Russland, einer der großen Holz-Exporteure, die Auslieferungen gestoppt und zu einer weiteren Verknappung beigetragen. Der Preisindex für chemische Grundstoffe, Düngemittel und Stickstoffverbindungen hat ebenfalls innerhalb eines Jahres um rund 20 Prozent zugelegt. Schließlich sind Elektronikteile (Halbleiter) verknappt und teurer. Hier spielt auch die weltpolitische Situation eine Rolle, die geprägt ist von den Handelskonflikten zwischen den USA und China. Anders als beim Holz oder den Ölpreisen ist bei den Halbleitern nicht von einer Erholung auszugehen. Die Preise werden wohl aufgrund der hohen Nachfrage – auch aus der Telekommunikations- und Unterhaltungsindustrie – weiter steigen.
Sind die Preissteigerungen ein Nachhall der Pandemie oder sind sie „here to stay“, fragt das Forschungsinstitut. Dabei kommen die Autoren zu dem Schluss, dass die Probleme bei der Angebotsseite (bei den Unternehmen) Folgen der Pandemie sind. Würden einmal die Lieferengpässe beendet werden und sich die Verknappung des Angebots auflösen, dann dürfte bis zum Ende des Jahres die hohe Nachfrage nach Gütern gedeckt werden. Bis zu diesem Zeitpunkt allerdings geht man von weiter anhaltenden Preissteigerungen aus. Dabei weisen die Forscher auch darauf hin, dass neben den Rohstoffen und der Energie auch die Arbeitskosten wieder in den Blick der Unternehmer geraten. Auch hier sind die Befürchtungen hoch, dass im Zusammenhang mit den politischen Entscheidungen im September weitere Lohnkostensteigerungen ins Haus stehen. Auch diese könnten sich im Sinne der altbekannten Lohn-/Preisspirale als Treiber herausstellen.
Quelle: Creditreform Risikomanagement Newsletter 09/21, IW Report 27/2021
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Mag. Gerhard M. Weinhofer
Unternehmenskommunikation
Mitglied der Geschäftsleitung