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Insolvenzen nach Branchen in Deutschland, 1. Halbjahr 2022
Baupleiten trotz guter Auftragslage?
Mehr Insolvenzen im Verarbeitenden Gewerbe (plus 14,9 Prozent) und im Bausektor (plus 19,4 Prozent), Rückgänge im Handel (minus 16,4 Prozent) und im Dienstleistungssektor (minus 4,8 Prozent). Das ist die bisherige Bilanz des Insolvenzjahres 2022. Damit zeigt sich die deutsche Wirtschaft nahezu zweigeteilt. Dabei dürften die schon seit dem Vorjahr deutlich gestiegenen Material- und Energiepreise auch Unternehmen mit einer guten Auftragslage in Schieflage gebracht haben.
Den größten Anteil am Insolvenzgeschehen weist wiederum der Dienstleistungssektor auf (56,9 Prozent), gefolgt vom Handel (18,9 Prozent). Der zu konstatierende Anstieg bei Großinsolvenzen sowie im mittelständischen Segment deckt sich mit den aktuellen Entwicklungen des Insolvenzgeschehens in den Wirtschaftsbereichen. Unternehmen im Verarbeitenden Gewerbe sind durchschnittlich größer, gemessen an Umsatz und Beschäftigung. Ein Anstieg hier spiegelt sich demnach auch in den Umsatzgrößenklassen wider.
Tab. 1: Insolvenzen in den Hauptwirtschaftsbereichen im 1. Halbjahr 2022 *)
Die Insolvenzquote (Insolvenzen je 10.000 Unternehmen) verringerte sich bundesweit von 50 auf 48. Im Verarbeitenden Gewerbe kam es zu einem leichten Anstieg der Insolvenzbetroffenheit (von 23 auf 27). Im Baugewerbe erhöhte sich die Insolvenzquote spürbar. Nach wie vor ist sie in diesem Wirtschaftsbereich am höchsten (69 Insolvenzen auf 10.000 Unternehmen). Im Dienstleistungsgewerbe wurden 48 Insolvenzen je 10.000 Unternehmen gezählt – eine leichte Entspannung gegenüber dem Vorjahreszeitraum (51). Im Handel liegt die Quote bei 50 Insolvenzen je 10.000 Unternehmen (1. Halbjahr 2021: 59).
Tab. 2: Insolvenzquoten nach den Hauptwirtschaftsbereichen in Deutschland im 1. Halbjahr 2022
Erstmals seit 2015 ist die Insolvenzquote im Baugewerbe wieder gestiegen (vgl. Abb. 4). Im Handel hat sich hingegen der Rückgang der letzten Jahre fortgesetzt – ebenso im Dienstleistungsgewerbe. In diesem Wirtschaftsbereich ist die Insolvenzbetroffenheit mittlerweile nur noch etwa halb so hoch wie vor zehn Jahren. Trotz des Anstiegs der Insolvenzquote im Baugewerbe ist die Insolvenzsituation in diesem Bereich erheblich entspannter als noch 2013. Damals gab es 101 Ausfälle je 10.000 Unternehmen.
Abb. 1: Insolvenzquoten nach Hauptwirtschaftsbereichen (jeweils 1. Halbjahr)
Auffällig ist die besonders hohe Insolvenzbetroffenheit im Baubereich (Hochbau) und im Großhandel mit Nahrungs- und Genussmitteln. Ob die Preissteigerungen hier bereits eine ungünstige Rolle spielen, kann noch nicht gesagt werden.
Kontakt
Mag. Gerhard M. Weinhofer
Unternehmenskommunikation
Mitglied der Geschäftsleitung