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Creditreform Analyse: EBIT-Marge und Eigenkapital bei Unternehmen in Westeuropa
Anhand der Jahresabschlüsse des Jahres 2020 von 3,16 Mio. westeuropäischen Unternehmen lassen sich die Ertragssituation bzw. deren Veränderung im Zeitablauf analysieren und Rückschlüsse auf eventuelle Insolvenzrisiken ziehen. Die nachfolgenden Auswertungen und Ergebnisse basieren auf Bilanzdaten aus der Creditreform Wirtschaftsdatenbank.
Nachdem sich die Unternehmensstabilität in Westeuropa im Vorfeld der Corona-Pandemie jahrelang stetig verbessert hatte, zeigen sich im Pandemie-Jahr 2020 erhebliche Einschläge in zentralen Bilanzkennzahlen. Demnach erreichten zwar 18,0 Prozent der Unternehmen eine sehr hohe Gewinnmarge (Ertrag in Prozent des Umsatzes) von mehr als 25 Prozent (2019: 17,4 Prozent), allerdings wiesen im Untersuchungszeitraum auch 26,7 Prozent der Unternehmen eine negative Gewinnmarge aus. Das ist ein deutlich höherer Anteil als im Vor-Corona-Jahr 2019 (21,9 Prozent). In dem längeren Zeitraum seit 2012 lag dieser Wert zuletzt 2012 (27,9 Prozent) und 2013 (26,9 Prozent) ähnlich hoch wie derzeit. Somit scheinen die Erfolge der letzten Jahre in Bezug auf die Ertragslage der Unternehmen durch Corona weitgehend zunichtegemacht worden sein.
Anders als vor einigen Jahren ist zudem eine deutliche Differenzierung der Ertragssituation festzustellen. So erreichten mehr Unternehmen als im Vor-Corona-Jahr 2019 eine sehr hohe bzw. gute Ertragslage. So liegt der Anteil der Unternehmen mit einer EBIT-Marge zwischen 10 und 25 Prozent (17,5 Prozent der Unternehmen) knapp über dem Wert aus dem Vorjahr. Auch bei den Unternehmen mit einer Marge von über 25 Prozent gab es trotz Corona Zuwächse.
Abb. 1: EBIT-Marge bei westeuropäischen Unternehmen
Tab. 1: EBIT-Marge im Jahr 2020 in ausgewählten Wirtschaftsbereichen
Baugewerbe | Handel *) | |
---|---|---|
negativ | 22,3 (19,3) | 31,6 (23,4) |
bis 5 % | 27,8 (30,6) | 32,8 (41,0) |
bis 10 % | 16,9 (17,6) | 15,4 (16,2) |
bis 25 % | 19,8 (19,2) | 13,7 (13,1) |
mehr als 25 % | 13,2 (13,4) | 6,4 ( 6,1) |
Die Eigenkapitalsituation im Verarbeitenden Gewerbe war auch 2020 positiv. Laut den Bilanzangaben verfügten hier 40,8 Prozent der Unternehmen über eine hohe Eigenkapitalquote von über 50 Prozent (Vorjahr: 40,5 Prozent). Als eigenkapitalschwach gelten 20,2 Prozent der Unternehmen – im Vergleich zum Vorjahr ein unwesentlicher Anstieg.
Tab. 2: Eigenkapitalquoten bei westeuropäischen Unternehmen im Verarbeitenden Gewerbe
2020 | 2019 | 2018 | 2017 | 2016 | |
---|---|---|---|---|---|
unter 10 % | 20,2 | 20,8 | 21,4 | 22,3 | 20,1 |
bis 30 % | 19,9 | 20,5 | 20,9 | 21,3 | 21,5 |
bis 50 % | 19,1 | 19,0 | 19,1 | 19,1 | 18,9 |
mehr als 50 % | 40,8 | 40,5 | 39,2 | 38,2 | 37,3 |
Deutlich stärker erhöhte sich der Anteil der eigenkapitalschwachen Unternehmen im Baugewerbe. Ein Viertel der Unternehmen (24,9 Prozent) besitzt hier eine Eigenkapitalquote von unter 10 Prozent. Vor einem Jahr lag dieser Anteil noch bei 23,8 Prozent. Ein Teil der Unternehmen hat offenbar Einschnitte beim Eigenkapital hinnehmen müssen. 36,7 Prozent der untersuchten Unternehmen wiesen eine Eigenkapitalquote von mehr als 50 Prozent auf. Dieser Anteil nahm um 1,0 Prozentpunkte ab.
Tab. 3: Eigenkapitalquoten bei westeuropäischen Unternehmen im Baugewerbe
2020 | 2019 | 2018 | 2017 | 2016 | |
---|---|---|---|---|---|
unter 10 % | 24,9 | 23,8 | 24,6 | 25,4 | 26,7 |
bis 30 % | 20,0 | 19,9 | 20,4 | 21,0 | 21,3 |
bis 50 % | 18,4 | 18,6 | 18,7 | 18,7 | 18,4 |
mehr als 50 % | 36,7 | 37,7 | 36,3 | 34,9 | 33,7 |
Im Handel nahm der Anteil eigenkapitalschwacher Unternehmen krisenbedingt zuletzt zu. Bei 26,4 Prozent der Unternehmen lag die Eigenkapitalquote unter 10 Prozent (Vorjahr: 25,5 Prozent). 35,2 Prozent der Unternehmen aus dem Handel sind als eigenkapitalstark zu bezeichnen. Bei diesen Unternehmen liegt die Eigenkapitalquote über der 50-Prozent-Marke. Im Vorjahr war dieser Anteil etwas höher gewesen (35,8 Prozent).
Tab. 4: Eigenkapitalquoten bei westeuropäischen Unternehmen im Handel (inkl. Horeca)
2020 | 2019 | 2018 | 2017 | 2016 | |
---|---|---|---|---|---|
unter 10 % | 26,4 | 25,5 | 26,3 | 26,8 | 27,8 |
bis 30 % | 20,8 | 21,2 | 21,5 | 22,0 | 22,1 |
bis 50 % | 17,6 | 17,5 | 17,5 | 17,7 | 17,4 |
mehr als 50 % | 35,2 | 35,8 | 34,8 | 33,5 | 32,6 |
Die bilanzierenden Unternehmen aus dem Dienstleistungssektor zeigten indes bislang kaum Krisenanzeichen in der Eigenkapitalausstattung. Der Anteil der eigenkapitalstarken Unternehmen liegt hier weiterhin bei hohen 50,9 Prozent (Vorjahr: 50,8 Prozent). 21,4 Prozent der Dienstleister verfügen über eine Eigenkapitalquote von unter 10 Prozent. Dieser Anteil nahm leicht zu (plus 0,4 Prozentpunkte), ist aber weiterhin unter den Werten der Jahre 2016 und 2017.
Tab. 5: Eigenkapitalquoten bei westeuropäischen Unternehmen im Dienstleistungsgewerbe
2020 | 2019 | 2018 | 2017 | 2016 | |
---|---|---|---|---|---|
unter 10 % | 21,4 | 21,0 | 21,3 | 21,7 | 22,4 |
bis 30 % | 14,1 | 14,3 | 14,6 | 15,1 | 15,4 |
bis 50 % | 13,6 | 13,8 | 14,0 | 14,2 | 14,3 |
mehr als 50 % | 50,9 | 50,8 | 50,1 | 49,0 | 47,9 |
Kontakt
Mag. Gerhard M. Weinhofer
Unternehmenskommunikation
Mitglied der Geschäftsleitung